Von der Kraft diverser Ensembles

Grips und Thikwa bringen ein gemeinsam entwickeltes Kinderstück zur Uraufführung mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes

„Wir haben zum Teil Proben, wo alle Tränen lachen.“ stellt Regisseurin Sabine Trötschel irgendwann inmitten des Probenprozesses zu „Bumm, Krach, Boing!“ fest. Vor einem Jahr hat sie zugesagt, im Rahmen des Projektes „pik – Programm für inklusive Kulturpraxis“ der Kulturstiftung des Bundes mit einem gemischten Ensemble von GRIPS und Theater THIKWA ein Kinderstück zu entwickeln.  

Unter dem Titel „Zusammenspiel“ wurden die beiden Berliner Bühnen als eines von insgesamt sieben bundesweiten Tandems für das auf drei Jahre angelegte Projekt „pik – Programm für inklusive Kunstpraxis“ ausgesucht. Das Ziel: Voneinander zu lernen und in einem einzigartigen Theaterlabor ein Stück für Kinder zu entwickeln. Dank der Unterstützung durch das Projekt konnten die Produktionsbedingungen ganz auf die Bedürfnisse des diversen Ensembles angepasst werden.  

Die Zusammenarbeit begann im Mai 2023. In verschiedenen Kennenlernformaten und gegenseitigen Besuchen haben sich die Ensembles der beiden Theater kennengelernt, choreographisch und musikalisch miteinander gearbeitet und sich so gemeinsam den Themen ‚Macht‘ und ‚Ermächtigung‘ genähert. Im Februar 2024 begannen die Vorproben, ab April 2024 dann die eigentliche Probenarbeit für die Stückentwicklung.  

Für den Stücktext hat Sabine Trötschel sich den Autor, Medienwissenschaftler und elektronischen Musiker Erik Veenstra geholt. Beide beschreiben ihre Zusammenarbeit so: Sabine Trötschel schafft für das Ensemble einen Rahmen für Improvisationen, Erik Veenstra spürt aus den so entstehenden Texten die Perlen auf, verdichtet sie und gibt sie wieder zurück ans Ensemble.  

Für Erik Veenstra ist die Arbeit mit dem diversen Ensemble ein Geschenk: „Es entstehen hier so viele witzige, tiefsinnige, bedeutsame, traurige Sachen, von denen ich dann die Ehre habe, die Passagen heraussuchen zu können, die mich besonders ansprechen oder berühren.“ Auch Thikwa-Perfomer Max Edgar Freitag, der diese Produktion dramaturgisch berät, schwärmt von der Kraft des gemeinsamen Probens. „Es sind zwei verschiedene Ensembles, die hier aufeinander knallen, mit zwei verschiedenen Arbeitsweisen und Zeiten. Das alles in einer wunderbaren Atmosphäre, wo beide bereichert werden, wir können uns neu erfinden und voneinander lernen.“ 

Wesentlich im Stück wird auch die Musik sein. Alle Performerinnen und Performer werden singen und Instrumente spielen – selbst wenn sie diese zum Teil neu erlernen mussten. Der Musiker und Komponist Torsten Knoll hält auf der Bühne die musikalischen Fäden zusammen, auch er ist Teil des Bühnengeschehens. Und schon beim ersten Lied wird man mitgerissen von der ansteckenden Kraft des gemeinsamen Musizierens.  

Ab Mitte Mai konnte das Team aus einem großen Fundus unterschiedlichster Texte, Szenen, Situationen, Liedern, Musik und Themen schöpfen. Entstanden ist ein Kaleidoskop verschiedener Varianten von Alltagssituationen von Kindern und anderen Alltags-Held*innen, das fantasievoll fragt: „Wer hat denn hier das Sagen?“  

Grips und Thikwa sind eine spannende, kraftvolle und bereichernde Reise angetreten. Dass genau das alles auf der Bühne zu spüren sein wird, da ist sich Erik Veenstra sicher, denn „es wird um die anarchische Kraft des Spiels gehen, um die Schönheit des gemeinsamen Musikmachens und um die Frage, ob Anderssein eigentlich cool oder scheiße ist.“ Oder, wie Max Edgar Freitag es auf den Punkt bringt: „Es sind immer kurze Sequenzen, man weiß nie, was als nächstes passiert. Es ist einfach ein wenig verrückt, es ist einfach „Bumm, Krach, Boing!“. 

Wer gerne mehr zur Idee von „pik“ und den diversen Kennenlern- und Workshoptagen im letzten Jahr erfahren möchte, dem empfehlen wir den Blogbeitrag „Zusammenspiel. GRIPS und THIKWA gemeinsam“.

Besetzung

Regie: Sabine Trötschel
Bühne und Kostüm: Klemens Kühn
Musiker: Torsten Knoll
Komposition: Ensemble, Torsten Knoll
Text: Ensemble, Erik Veenstra
Musikdramaturgie: Thomas Keller
Choreografie: Nadja Raszewski, Christina Wüstenhagen
Dramaturgie: Henriette Festerling, Max Edgar Freitag
Theaterpädagogik: Oana Cîrpanu, Line Papendieck
Projektleitung: Simone Kiebler

Ensemble: Ismail Arslantürk, Tobias Brunwinkel, Yana Ermilova, Christian Giese, Lisa Klabunde, Oliver Rincke, Rachel Rosen, Stephan Sauerbier, Regine Seidler

Gefördert in „pik – Programm für inklusive Kunstpraxis“ der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.