Manuel Ostwald gewinnt „berliner kindertheaterpreis 2021“

Vera Schindler erhält den Förderpreis

Foto: David Baltzer /bildbuehne.de

Der Hamburger Autor Manuel Ostwald hat mit seinem Stück „Die Blauen Engel“ für Kinder ab 6 Jahren den „berliner kindertheaterpreis 2021“ gewonnen. Mit dem mit 3.000 Euro dotierten Preis ist gleichzeitig die Uraufführung im GRIPS Theater verbunden. Die in Wien und Berlin lebende Autorin Vera Schindler erhielt den mit 1.500 Euro dotierten Förderpreis für ihr Kinderstück „Wolkenrotz“. 

Der 28-jährige Manuel Ostwald erzählt in seinem Stück „Die Blauen Engel“ die Geschichte dreier Kinder und ihrem Müllhäuschen im Hinterhof – für sie ein magischer und gleichzeitig gefährlicher Ort, wo Themen wie Freundschaft, Geschwisterverhältnisse, Zuneigung und Zugehörigkeit verhandelt werden. Hier, in ihrem Universum, sammeln sie in ihren täglichen Drei-Minuten-Spielen gemeinsam die kreative Kraft, sich der Welt und ihren Konflikten zu stellen. Erwachsene braucht es dabei nicht.

LAUDATIO für Manuel Ostwald von Nicole Kellerhals

„Autor MANUEL OSTWALD entführt uns in seinem Theaterstück „Die blauen Engel“ an einen ungeliebten Ort – dem Müllhäuschen im Hinterhof. Hier lernen die siebenjährigen Freundinnen NADIRA und LIV den 8jährigen SIGGI kennen. Sie gründen die Gang „Die blauen Engel“ und entdecken, wir reich sie sind als Herrscher über die Vielfalt des Mülls. Doch die 13jährigen Brüder der Mädchen, THORE und CEM sind verstritten und jetzt soll es einen Kampf mit einem Messer nach der Schule geben. Das müssen die Engel verhindern! Sie entwerfen einen genialen Plan und locken THORE und CEM ins Müllhäuschen. Es kommt heraus, dass eine Umarmung der Grund für den Streit war, weil CEM THORE getröstet hat. Alle haben es gesehen und Jungs dürfen sich nicht umarmen. Doch warum eigentlich nicht? Die fünf Kinder können den Konflikt am Ende lösen und noch besser – jetzt können sie wieder draußen spielen!
„Die Blauen Engel“ sind nicht nur ein genialer Titel, sondern eine lustige, überbordende, spannende und dramatische Erzählung über Freundschaft und Versöhnung, Phantasie und Zuneigung. Der Müllplatz ist der 3-Minuten-Spielort, an dem man mit Spaghettistangen Schwertkämpfe ausführt, „Mülllasagne à la Tonna“ isst und als Müllmonster die anderen erschreckt. Dank der „Müllosophie‘ der drei „Geleerten“ Mülltonnen, lernen wir endlich die Gedanken der Berliner Mülltonnen kennen. Die Jury hat dieses herausragende Stück überzeugt, weil seine Sprachvielfalt und seine emotionale Erzählung immer auf Augenhöhe der Kinder bleiben und dennoch unseren Blick auf unseren eigenen ‚Müll‘ und die gesellschaftlichen Konflikte schärft. 
Herzlichen Glückwunsch zu diesem verdienten 1. Preis, der das Zeug zu einem echten GRIPS-Klassiker hat, auf, unter und in der Tonne!“

Vera Schindler ausgezeichnet mit dem Förderpreis

Foto: David Baltzer /bildbuehne.de

Auch in Vera Schindlers Stück „Wolkenrotz“ finden drei Außenseiter-Kinder in ihrem eigenen Kosmos zusammen. Im Wolkenkratzer aus Papier ist es die Sprach-Poesie, das Zeichnen und die Kunst des Papierfaltens, die dieser Mädchengang die nötigen Superkräfte verleiht, sich der Welt zu stellen. „Vera Schindlers erstes Kinderstück ist furioses Sprach-Märchen und Sozialdrama gleichermaßen, das Horror-Träumen, unerfüllten Sehnsüchten und Einsamkeitserfahrungen die Zuversicht der Freundschaft entgegenstellt“, so Kulturjournalistin und Jurymitglied Barbara Behrendt. „Schindler schüttet ihre magischen Wortkunstwerke wie einen Goldtalerregen aus. Kunst tröstet – wer hätte gedacht, dass diese hart errungene Lebensweisheit so spielerisch, so kinderleicht erzählbar ist.“ 

Theaterleiter Harpain lobt starken Jahrgang des Preises

Selbst wenn sich die Jury klar für Manuel Ostwald und Vera Schindler entschieden hat, muss der Jahrgang 2021 als besonders starker hervorgehoben werden, „jedes der eingereichten Stücke der nominierten Autorinnen hätte eine Auszeichnung verdient“, so GRIPS-Leiter Philipp Harpain. „Ich hoffe sehr, dass auch die Stücke von Fabienne Dür, Clara Leinemann und Kirsten Reinhardt die nötige Beachtung und ihren Weg auf die Bühne finden werden, sie haben es ebenso verdient.“ Der Preisverleihung des „berliner kindertheaterpreises“ geht ein mehrmoduliges Förderprogramm der Autor*innen durch das GRIPS Theater voraus, währenddessen die Autor*innen an ihren Stücken arbeiten, Feedback durch die Dramaturige des GRIPS Theaters erhalten und in direkten Kontakt mit dem Zielpublikum ihrer Stücke kommen.

Der gesamte Stream der Preisverleihung ist auch auf unserem GRIPS YouTube-Kanal zu sehen:

Georg Friedrichs, der Vorstandsvorsitzende der GASAG, ging in seiner Rede ganz konkret auf die Bedeutung des Theaters ein: „Diese Zeit hat nochmal klarer gemacht, dass ins Theater zu gehen, für alle, ob Groß oder Klein, von unglaublicher Wichtigkeit ist.“ Insofern sei es ihm eine große Freude, als Partner des GRIPS Theaters den „berliner kindertheaterpreis“ weiterhin zu unterstützen. Diese hervorragende Zusammenarbeit mit dem GRIPS Theater erfülle ihn mit Stolz. „Die lange Dauer der Partnerschaft hat Vertrauen geschaffen, weshalb wir die weitere Reise sehr gerne begleiten. Der Vertrag für die nächsten zwei Jahre ist bereits unterzeichnet.“

Torsten Wöhlert, Staatssekretär für Kultur, dankte in seiner Ansprache der GASAG für deren Engagement und für die Zusage einer Fortführung der Partnerschaft mit dem GRIPS Theater, „ein Zeichen, dass gerade in der momentanen, für die Kultur so schwierigen Zeit, enorme Bedeutung hat.“ Dass der „berliner kindertheaterpreis“ auch 2020/21 ausgeschrieben werden und Autorinnen und Autoren für das Kindertheater gefunden und gefördert werden konnten, sei ausgesprochen wichtig in dieser Zeit. 

GRIPS Theater mit „Sonderpreis der Deutschen Theaterverlage“ geehrt

Für das Engagement für Autorinnen und Autoren im Jahr 2020 gab es am Ende der Preisverleihung auch noch eine eigene Ehrung für GRIPS-Leiter Philipp Harpain und sein Haus. Autor Lutz Hübner und Annette Reschke, Vorstandsvorsitzende der „Stiftung des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage“, übergaben den „Sonderpreis der Deutschen Theaterverlage 2020“. Das GRIPS Theater wird dabei für seinen solidarischen Umgang mit Autor*innen, u.a. durch Abschlagszahlungen für ausgefallene Theatervorstellungen, seit Beginn der Pandemie ausgezeichnet.

Die Preisverleihung fand in diesem Jahr als Livestream aus dem GRIPS Hansaplatz im Rahmen des Festivals AUGENBLICK MAL! statt. Schauspielerin und Regisseurin Petra Zieser hat den Abend gemeinsam mit der Videokünstlerin Katharina Tress gestaltet, Mitglieder des GRIPS-Ensembles stellten die fünf eingereichten Stücke in Ausschnitten szenisch vor. 

Fotos: David Baltzer / bildbuehne.de