Corona und die wichtige Eindämmung der Pandemie sind als Themen gerade überall. Manchmal scheint es, als gäbe es bei all den Fragen rund um Corona und seinen Auswirkungen auf unser Leben keine anderen relevanten Themen mehr. Doch wir alle wissen: Das stimmt nicht!
Eines von diesen Themen, die mindestens genauso brennen, ist der Handlungsbedarf, aktiv gegen die menschengemachte Klimakrise vorzugehen. Das ist kein Partikularthema oder „Special interest“, sondern eines, welches wir gesamtgesellschaftlich angehen müssen.
Wir sehen uns als Theater in der Verantwortung
Daher fühlen wir uns als Theaterbetrieb eindeutig mit in der Verantwortung, unseren Beitrag dafür zu leisten. Wir sind ehrlich: Das ist nicht ganz leicht. Durch gewachsene Strukturen, die das Thema Nachhaltigkeit nicht immer zur Maxime hatten, und scheinbar akute Problemstellungen, denen wir uns als Theater stellen müssen (Können wir spielen? Wer kommt zur Premiere? Ist unser Bühnenbild corona-konform?), ist das Thema Nachhaltigkeit selbstverständlich nicht immer auf der Tagesordnung.
In Inszenierungen wie Wasser im Eimer (UA 1977), Dicke Luft (UA 1982), Himmel Erde Luft und Meer (UA 1990), Der Ball ist rund (UA 2003), Letzter Aufruf Paradise (UA 2008), Wasserbomben (UA 2013), Durst (UA 2013), Tüten im Wind (UA 2015), Müll. Ein Making-of (UA 2015) und Egotrip (UA 2020) beschäftigt sich das GRIPS schon seit den 70er Jahren immer wieder künstlerisch mit Nachhaltigkeitsthemen. Als emanzipatorisches Theater ist es uns wichtig, unserem Publikum immer wieder Mut zu machen, dass die Welt veränderbar ist. Das gilt auch im Angesicht der Klimakrise: Wir möchten jungen Menschen der Wind in den Segeln der Veränderung sein, ihnen mitgeben, dass ihre Gedanken und ihr Engagement wichtig ist, sie darin bestärken und Ansätze mitgeben, wie sie ihre klimagerechte Zukunft aktiv gestalten können.
„Himmel Erde Luft und Meer“ von Volker Ludwig wird neu inszeniert
Um das Thema Nachhaltigkeit prominent bei uns im Repertoire zu verankern, wird es in dieser Spielzeit bei uns deshalb eine Neuinszenierung von Volker Ludwigs Stück Himmel Erde Luft und Meer (UA 1990) geben. Unser Ensemble-Mitglied und Autor Christian Giese und Regisseurin Petra Schönwald verlagern das Stück dabei in die heutige Zeit: Ursprünglich im fiktiven Ort „Krätze“ angesetzt, wo die Protagonistin Anna Umweltgifte in der verseuchten Natur rund um das Chemiekombinat Bitterfeld riechen kann, wird die Neuinszenierung in Berlin spielen und Umwelthematiken in Großstädten aufgreifen. Die Protagonist*innen Julia, Anna und Aldi haben dabei ganz unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema Nachhaltigkeit: Während Julia bereits für das Thema sensibilisiert ist und Anna aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten mitunter radikalere Positionen vertritt, steht Aldi noch weiter am Anfang seines Gedankenprozesses: Er gibt sich anfänglich noch der bunten Welt des Konsums hin, möchte aber auch das Richtige tun, und vor allem Teil der Gruppe um Anna und Julia sein. Die Drei versuchen sich an der Mammutaufgabe: Den Erwachsenen zu beweisen, dass eine nachhaltige Änderung ihres Lebens möglich und nötig ist. Die Premiere ist für Mai 2021 angesetzt.
Nachhaltigkeit ist ein Prozess auf vielen Ebenen
Theater haben die Chance und Aufgabe, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen, zum Denken anzuregen und positive Auswege aufzuzeigen. In theaterpädagogischen Angeboten widmen wir uns diesen Themen theaterpraktisch im direkten Austausch mit Schüler*innen. Auch beteiligen wir uns selbstverständlich durch Vorbereitungsaktionen aktiv an den globalen Klimastreiks von Fridays for Future.
Doch auch auf einer organisatorischen Ebene ist es notwendig, Fragen von Nachhaltigkeit zu bedenken: Wie lange spielen wir Stücke? Wie viele Stücke wollen wir produzieren? Was passiert mit den alten Bühnenbildern? Aus welchen Materialien bauen wir Bühnenbilder? Welchen Strom bezieht das GRIPS Theater? Bei welcher Druckerei lassen wir drucken? Wie reisen wir bei Gastspielen? Wie kommen die Mitarbeitenden ins Theater? Trennen wir Müll? Welches Essen gibt es an unserem Tresen?
Das GRIPS Theater und immer mehr andere Theater stellen sich diese Fragen und merken: Das lässt sich nicht alles alleine beantworten, denn vieles davon ist Pionier*inarbeit, es gibt aber bereits Vorreiter*innen in diesem Gebiet. Aus diesem Grund vernetzen sich immer mehr Theater in Arbeitsgruppen, gründen Netzwerke, bieten Aktionstage und Fortbildungen an.
Wir als GRIPS Theater möchten und müssen unserer Verantwortung für eine klimagerechte Zukunft auf all diesen Ebenen gerecht werden. Das ist ein guter und relevanter Weg, aber auch ein Prozess, der Zeit braucht. Es ist jedoch unabdingbar, dass wir ihn gehen – gemeinsam mit unserem Publikum.
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