Was Macht mit uns macht

Der Kinderclub „Rakete Jetzt“ präsentiert ab 10. Februar 2024 seine diesjährige Produktion “ Macht: Nix?!“

Das GRIPS Theater hat drei Theaterclubs, „Rakete Jetzt!“ ist für Kinder im Alter von 8-12 Jahren. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, Fragen zu stellen, ihre eigenen Figuren sich auszudenken, Ideen und Geschichten auszutauschen und gemeinsam Szenen zu entwickeln.
Jede Spielzeit endet mit einer Premiere im GRIPS Podewil, die unter professionellen Bedingungen stattfindet und von einem Team aus Theaterpädagogik, Dramaturgie, Bühnen- und Kostümbild und Bühnentechnik professionell begleitet wird. Nun kommt am 10. Februar 2024 die Produktion „Macht: Nix?!“ zur Premiere, alle drei Spieltermine sind bereits ausverkauft.

GRIPS-Theaterpädagogin und Clubleiterin Line Papendieck hat erstmals die Leitung von „Rakete Jetzt!“ übernommen, ihre Kollegin und Blog-Redaktionsmitglied Lama Ali hat mit ihr über die Welt von „Rakete Jetzt!“ in dieser Spielzeit gesprochen:

GRIPS: Es ist cool im Kinderclub am GRIPS, dass die Kinder die Autor*innen sind. Wie gelingt es, mit einer Gruppe von Kindern im Alter von 8-12 Jahren einen gemeinsamen Text entstehen zu lassen?

Line Papendieck: Viel, viel Improvisation. Wir haben uns in der Anfangsphase viel inhaltlich mit dem Thema beschäftigt, ohne direkt eine Idee für ein Theaterstück zu finden. Unser Ziel war erst einmal herauszufinden, wie wir gemeinsam als Gruppe so sind und was wir als Gruppe überhaupt spannend finden. Zu Themen, die uns interessierten, haben wir viele Theaterspiele und Improvisationen gemacht, aus denen dann Text- und Szenenideen entstanden.

GRIPS: Der Titel für den Club „Rakete Jetzt!“ in dieser Spielzeit ist „Macht: nix!?“. Wie bist du als Theaterpädagogin mit dem Thema Macht in den Proben mit den Kindern umgegangen?

Line Papendieck: Die Proben haben uns als Team auf jeden Fall gut gespiegelt, wie relevant das Thema „Macht“ auch in unserer Arbeit ist. Wir können nicht erst gemeinsam mit der Gruppe überlegen, wie man auf der Bühne gut rebellieren kann, und dann sowas sagen wie „Pscht, seid bitte brav und macht mit!“. Eine wichtige Erkenntnis der Kinder war, dass zu Macht auch Verantwortung gehört. Sie hatten viele Gedanken, Ideen und auch Vorstellungen, wie das Theaterstück werden soll. Da bin ich als Theaterpädagogin genauso Teil der Gruppe: wir müssen gemeinsam herausfinden, worauf wir alle Lust haben.

GRIPS: Welche Rolle spielt die Musik in der Inszenierung und wie wurden die Kinder in die Proben involviert, auch diejenigen, die keine musikalische Erfahrung haben?

Line Papendieck: Die Musik ist im Stück vor allem in der Macht der Kinder, das ist das Entscheidende. Sie bedienen eine Loopstation selbst, hatten eigene Ideen und haben alles selbst aufgenommen. Viel wichtiger als musikalische Erfahrung war Ideenreichtum und Vorstellungskraft. Die Kinder, die Lust auf loopen hatten, durften loopen. In den Proben haben wir gemeinsam gelernt, wie man die Loopstation bedient, alles andere kam von den Kindern.

GRIPS: Inklusion ist momentan ein wichtiges Thema in der Theaterlandschaft. Wie kann Inklusion deiner Meinung nach auf der Bühne erreicht werden? Welche Bedeutung hat sie für dieses Club?

Line Papendieck: Inklusion auf der Bühne bedeutet vor allem,  glaube ich, Perspektiven auf die Bühne zu bringen, die sonst weniger Raum bekommen, gehört zu werden, und so auch die Welt ein Stück mehr so abzubilden, wie sie ist: unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichsten Geschichten. Der Kinderclub ist diese Spielzeit mit einer neuen Gruppe gestartet, das erste Mal für Kinder mit und ohne Behinderung, aber auch das erste Mal mit genau diesen Kindern. Die Arbeit war also zuerst einmal, sich gegenseitig kennenzulernen, wie bei jeder neuen Gruppe. Wir sind noch am Lernen, wie Theater institutionell barriereärmer gestaltet werden kann, dafür ist es aber umso wichtiger, dass es diesen Club jetzt gibt.