„Tough guys wear blue“

Karsten Dahlem bringt die Dramatisierung seines Films „Princess“ auf die GRIPS-Bühne (25. Januar 2024)

Ole ist der taffste, coolste, stärkste, härteste und krasseste Boss seiner Gangstergang. Einer, der Fußball spielt, Arschbomben liebt, schwächere Kinder schikaniert, sich nie entschuldigt und breitbeinig sitzt. Und dann gibt es noch den heimlichen Ole. Den Ole, der es liebt, sich schön zu fühlen. Der sich gerne schminkt, der in seinem Prinzessinnenkostüm hingebungsvoll singt und begnadet dazu tanzt. Das Problem ist, dass Lu, die selbstbewusste Neue in der Klasse, ihn dabei filmt. Sie macht ihm einen Vorschlag, der in seinem Leben einiges verändern wird. 

Daniel Pohlen | © David Baltzer Bildbühne.de

Ausgangspunkt für „Princess“ war eine Situation, die Schauspieler, Autor und Regisseur Karsten Dahlem in der Kita seines Sohnes erlebt hatte: Zu Fasching hatte sein Sohn sich für ein Spiderman-Kostüm entschieden und dessen bester Freund trug ein Prinzessinnen-Kostüm. Für die beiden Jungs war das kein Thema. Aber für den Vater des Freundes schon, der Karsten Dahlem fragte, was er nur falsch gemacht hätte. „Wir tun immer alle so tolerant und sagen, ja, das ist alles kein Problem, aber wenn es dann im eigenen Haus ist, weiß man nicht, wie man dann reagiert.“, stellte Karsten Dahlem damals fest. Ihn beschäftigte das Thema weiter, 2016 entstand sein mehrfach ausgezeichneter Kurzfilm „Princess“. Nun hat er eigens für das Grips Theater eine Bühnenfassung für Menschen ab elf Jahren geschrieben, die am 25. Januar unter seiner Regie zur Uraufführung kommt.

Schon bei der Zusammenarbeit bei der Produktion „Das schönste Mädchen der Welt“, für die er auch die Bühnenfassung geschrieben hat, funkte es zwischen ihm und dem Grips. Sein Humor, seine Menschenfreundlichkeit und sein Drang, Themen tief zu durchdringen, passen ganz wunderbar zum Haus. Und auch, dass Karsten Dahlem es liebt, für junge Menschen zu arbeiten, „weil Jugendliche nicht glauben, dass sie schon alles gesehen haben, sie lassen sich auf Experimente ein und entschlüsseln Bilder ganz direkt, ganz unverstellt.“

Ganz so geht er auch an die Inszenierung heran, er beschreibt sich selbst als Schauspieler-Regisseur, also als einen, der sich hineindenkt in die Bedürfnisse von Darstellerinnen und Darstellern. Ihm geht es um das emotionale Erzählen einer Geschichte, das ist für ihn der Kern von Theater. Und: Er findet Auf- und Abgänge auf der Bühne einfach nur langweilig. So werden alle vier Schauspielenden wie auch das Musik-Duo Katrin Mickiewicz und Hans Schlotter immer auf der Bühne sein und sich entsprechend zum szenischen Geschehen verhalten. 

Was die selbstbewusste Lu nun mit den Handyaufnahmen von Ole im Prinzessinnenkostüm vorhat, wird natürlich nicht verraten, dazu ist der Plot der Geschichte einfach zu gut. Nur so viel: Am Ende wird der taffe Ole sehen, was wirklich taff ist. Und dass es gut ist, gängige Rollenbilder zu hinterfragen.

Besetzung

Regie: Karsten Dahlem | Bühne: Justyna Jaszczuk | Kostüm: Silvie Naunheim | Musik: Katrin Mickiewicz, Hans Schlotter (ELKTRHNS) | Dramaturgie: Tobias Diekmann | Es spielen: Eike N.A. Onyambu, Daniel Pohlen, René Schubert und Sarah El-Issa/Berit Vander (als Gast)

Weitere Informationen und Ticketbuchung auf grips-theater.de