Wie wird die Welt 2034 aussehen?

Über die Herausforderungen für Bühnen- und Kostümbildnerin Lan Anh Pham bei der Produktion DER BUS BRENNT

Wir freuen uns sehr, mit Lan Anh Pham eine für unser Haus neue Bühnen- und Kostümbildnerin gewonnen zu haben. Gleich schon für ihre erste Produktion im GRIPS waren die Herausforderungen immens, hat Autorin Kirsten Fuchs als Ort des Geschehens eine Bushaltestelle irgendwo im Nirgendwo erfunden, mit Ruinen einer verlassenen Universität, selbstfahrenden und sprechenden Bussen, Killer-Kühen u.a.. Dazu spielt das Stück in der Zukunft, aber nur elf Jahre vom Heute entfernt: Was werden die Jugendliche 2034 anziehen, in welcher Welt werden sie dann leben, welche Kleidung werden sie brauchen? Lan Ahn Pham hat auf alle Fragen großartige Antworten gefunden, allein schon der Kostüme und der Bühne wegen lohnt sich der Theaterbesuch von „Der Bus brennt“ lohnen.
GRIPS-Dramaturg Tobias Diekmann hat mit ihr über die Anforderungen gesprochen:

GRIPS: Was ist die Idee hinter dem Bühnenbild und den Kostümen? 

Lan Anh Pham: Bei der Beschäftigung über Klimawandel und Klimagerechtigkeit tauchen oft Katastrophenszenarien auf, die bereits heute schon in unsere Umwelt eingreifen. Unser Stück spielt im Jahr 2034 – in einer nicht weiten Zukunft.
Mir kamen folgende Fragen auf: Wie wird unsere Umwelt in einigen Jahren aussehen? Und wie und womit werden sich diese Schulkinder auf diese enorm schnell wechselnden Klimasituationen ausstatten? Das Bühnenbild zeigt fragmentarische Elemente aus dem „Heute“ und dem „Morgen“, ausgehend von Dingen, die wir vermuten. Eine Umweltkatastrophe hat dazu geführt, dass wir nunmehr auf der Ebene unserer jetzigen Dächer leben und bauen.
Die Aussicht auf eine weitere Bebauung deutet eine Leiter an, die in ein undefiniertes Oben führt. Gleichzeitig zwingt uns die horizontale und vertikale Verschiebung der Spielfläche im Bühnenraum dazu, unsere Perspektive als Zuschauende anpassen zu müssen. 
In dieser Elementen-Landschaft befinden sich fünf unterschiedliche Figuren, die zusammen den Schulweg beschreiten. Sie tragen ihren Figuren entsprechend unterschiedliche Kostüme, die eine Gemeinsamkeit haben: Alle tragen mehrere Schichten und sind so auf jedes Wetter vorbereitet.

Alle Fotos von ©David Baltzer/bildbuehne.de

GRIPS: Wie nachhaltig können Kostüm und Bühnenbild sein?

Lan Anh Pham: Das Bühnenbild- und Kostümbild-Konzept lässt zu, dass wir vieles recyclen können: viele Elemente konnten Secondhand eingekauft oder aus dem Bestand* des Theaters genutzt und neu überarbeitet werden. Leider bleibt nicht aus, dass wir dann doch zusätzlich neue Materialien kaufen müssen, um die Sachen zu bearbeiten oder Elemente zu bauen, die das Theater nicht zur Verfügung hat.

*70% der Kostüme wurden aus Kostümen aus dem Fundus genommen, umgearbeitet von unseren Schneiderinnen Anne Rennekamp und Sabine Winge

Vita Lan Anh Pham

Jahrgang 1994 , studierte von 2013 bis 2018 Szenografie an der Hochschule Hannover und der Kunstakademie in Riga. Sie hospitierte und assistierte u. a. am Schauspiel Hannover, Thalia Theater Hamburg, Theater Osnabrück und dem Schauspielhaus Bochum. Sie entwickelte Szenenbilder zu Musikvideos, arbeitete an Kamera und Schnitt für Webserien, zeigte beim Festival Spieltriebe8 eine interaktive Rauminstallation und entwickelte diverse Bühnen- und Kostümbilder am Theater Osnabrück, Schauspielhaus Bochum, Schauspiel Dortmund und Theater Lübeck. Arbeiten in der freien Szene entstanden bisher in der Dampfzentrale Bern und dem Tanzhaus Zürich.